Hans J. Betz
Ab auf die Insel
Sie fahren auf der falschen Straßenseite, trinken lauwarmes Bier und leben auf einem Badetuch das sich von der Nordsee bis zum Atlantik erstreckt. Das ist Großbritannien, eine Insel deren Versorgung - trotz Brexit - zu einem großen Teil von funktionierenden Fährverkehren abhängig ist. In den Niederlanden trifft man nach beinahe jeder Kanal- oder Flussbiegung auf eine Personen-, Fahrrad- oder Autofähre. Auch die Inseln im Watt werden mittels Fähren bedient und sogar nach Großbritannien gibt es verschiedene Fährverkehre. Einerseits ausschließlich für LKW und unbegleitete Trailer, andererseits für Trucks mit Fahrer und Reisende mit und ohne PKW. Auf der Linie zwischen Hoek van Holland nach Harwich sind mit den RO/RO Schiffen Stena Britannica und Stena Hollandica zwei der weltgrößten und modernsten Fähren im Einsatz. Es gibt Tages- und Nachtabfahrten. Die Fahrzeit beträgt etwa 7 Stunden. Hoek van Holland und Harwich sind ab Rotterdam und ab London mit der Bahn erreichbar. Die Züge halten an der Fähr-Terminals. Ab Rotterdam Europort gibt es eine Verbindung mit P&O Ferries nach Hull. Auch hier kommen moderne Fährschiffe zum Einsatz. Hull ist ein idealer Aushangspunkt für Ausflüge nach York. Die Fährlinie setzt zwischen den beiden Städten Busse ein. DFDS Seaways ist eine dänische Reederei und betreibt das Trajekt IJmuiden-Newcastle. Diese Route ist ideal für eine Weiterreise nach Schottland. Alle Fähren haben gute Restaurants und komfortable Kabinen. Interessant sind auch die preisgünstigen Kurztrips. Man fährtt durch die Nacht, besucht am Tag London, York oder Newcastle, fährt mit derselben Fähre am Abend wieder zurück. Tickets gibt es bereits ab € 45,00. Interessant ist ein Ausflug nach London. Die Zugfahrt zwischen Harwich Fährhafen und London dauert etwa 1 1/2 Stunden. Bereits auf halber Strecke gerät man mitten in den Berufsverkehr. Sekretärinnen, Banker, Verkaufspersonal, alles strömt aus dem Umland in die Metropole, einer Stadt wo die Mieten für die arbeitende Bevölkerung unbezahlbar sind. Von Hull nach York führt man mit dem Bus ebenfalls etwa 1 1/2 Stunden. Die Stadt liegt am River Ouse, hat das größte Münster (Minster), verfügt über die längste noch intakte Stadtmauer Europas und gilt als Hochburg der Vikinger. Newcastle wiederum liegt am River Tyne mit historsichen Brücken und der futuristischen Millenium Bridge. Sehenswert ist der über 100 Jahre alte Granger Market, eine Markthalle in der noch stets gefeilscht und gehandelt wird. Das in der Nähe von Newcastle gelegene Freilicht-Musem "Beamish" lohnt ebenfalls einen Besuch. Alte Straßenbahnen und Busse fahren durch eine herrliche Gegend, es gibt ein Bergwerk, historsiche Geschäfte und die weltweit älteste Dampflok der Welt, die noch immer in Betrieb ist. Tagesausflügler sollten jedoch ein Taxi buchen, um wiedfer rechtzeitig an Bord zu sein. Vom Hafen zum Bahnhof und zurück verkehren Doppeldecker Busse der Reederei. Tipp: Zum Abschluss der Reise im Bahnhof Pub ein Bier trinken und in einem urigen Sessel das Treiben im Lokal beobachten. Deshalb, ab auf die Insel, es lohnt sich.