Hans J. Betz
Abzocke in Amsterdam

Amsterdam: Wohnboote waren nach dem 2. Weltkrieg eine Möglichkeit, um der großen Wohnungsnot zu begegnen. Noch weit bis in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war ein solcher Wohnsitz keine erste Adresse. Nicht selten wurden deren Bewohner als Bürger 2. Klasse betrachtet. Wer etwa vor 50 Jahren an Bord eines Rundfahrtboots durch Amsterdams Grachten fuhr, konnte nebst herrschaftlichen Kaufmannshäuser mit Glocken und Treppengiebeln bereits damals zahlreichen Wohnbooten begegnen, die bunt bemalt und sogar mit “seltsamen Pflanzen“ bestückt waren. Kunstschaffende und Lebenskünstler, Arbeiter und Bohemiens, aber auch frei schaffende Damen lebten Boot an Boot. Sogar das heute noch existierende “Poezenboot“, eine Katzenauffangstation auf der Singelgracht, wurde damals bei jeder Grachtenrundfahrt speziell erwähnt. In den letzten 30 Jahren hat sich die Wohnbootszene in Amsterdam wesentlich verändert, denn mittlerweile gilt es als schick auf dem Wasser zu wohnen. Deshalb sind auch Wasserflächen für den kleinen Mann, ja auch für die kleine *Frau, kaum mehr erschwinglich, denn die Gemeinde Amsterdam möchte ebenfalls vom Wohnbootboom profitieren. Je nach Lage haben sich die Liegegelder per Quadratmeter beinahe verdoppelt. So bezahlt man im Zentrum € 13,- (bisher € 6,67) pro m² und für weniger begehrte Plätze immer noch € 11,00 per m². Vor allem für Einkommensschwache bedeutet diese Gebührenerhöhung eine spürbare Mehrbelastung von € 100,00 pro Monat. Nun, Gier kennt scheinbar keine Grenzen. Auch Gemeinwesen sind davon nicht ausgenommen. P.S. Wurde der Genderstern richtig platziert? ;))