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  • AutorenbildHans J. Betz

Bericht von der Tomatenfront


 Kommen nun aus Spannien.
Kommen nun aus Spannien.

Hillegom: Eigentlich befasst sich WasserSport in Nederland hauptsächlich mit den Themen Wassersport und Schifffahrt. Eigentlich, denn es schadet kaum wenn man ab und zu über den Tellerrand schaut und Themen anpackt, die normalerweise nur in der Tagespresse auftauchen. Tomaten sind eine wichtige Stütze in der niederländischen Agrarwirtschaft. Wer etwa über die Nordsee in Richtung Amsterdam fliegt, erblickt bei klarem Wetter eine endlose Kette mit Glasdächern von Treibhäusern. Hier werden unter anderem Blumen, Gemüse, Früchte und auch Tomaten angepflanzt. Durch die hohen Energiepreise lohnt sich das Geschäft in dieser Winterperiode jedoch kaum mehr. Vor allem Tomaten sind davon betroffen, denn dieses Obst wird derzeit aus Spanien und Frankreich per LKW heran gekarrt. Besonders umweltfreundlich ist dies nicht und aus humanitärer Sicht werfen diese Transporte ebenfalls Fragen auf, denn gemäß gut unterrichteten Kreisen kommen auch hier Fahrer aus ehemaligen Ostblockländern zum Einsatz die weit unter Westniveau bezahlt werden und oft über Wochen hinweg in der Fahrerkabine leben müssen. Ebenfalls bekannt ist, dass für die Ernte Schwarzarbeiter (darf man das überhaupt noch schreiben), also Migranten aus Afrika eingesetzt werden. Zu Hungerlöhnen von unter zwei Euro pro Stunde versteht sich. Und in Frankreich: Hier stammt das Obst vor allem aus Kleinbetrieben die sich von jeder Tomate einzeln verabschieden. Fazit: Die Energiepreise müssen mit oder ohne Nord Stream 2 wieder nach unten angepasst werden, denn ansonsten droht in der niederländischen Gewächshaus Industrie der Kollaps. Zum Schluss noch eine Bemerkung über unsere Tomaten. Vor zwei Jahrzehnten wurde das meist rote Obst als wenig schmackhaft kritisiert. Mittlerweile erfüllt die niederländische Tomate jedoch höchste Qualitätsstandards und kann durchaus mit der für den Transport hartgezüchteten Tomate aus dem Süden konkurrieren.

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