Hans J. Betz
Der Weg ist das Ziel

Lobith: Seit bald zwei Jahrzehnten werden Motor- und Segeljachten an Bord von Spezialschiffen über weite Distanzen, beispielsweise von Hamburg in die USA, oder von Norwegen in die Türkei überführt. Das macht durchaus Sinn, denn die Eigner sparen damit Zeit und Geld. Zudem sind nicht alle Freizeitboote auch für einen Hochsee Törn geeignet. Die Idee eines Schleusenwärters einen solchen Dienst auch für die Bergfahrt auf dem Rhein anzubieten erscheint deshalb zunächst logisch, ist es aber nicht. Vor allem die Behauptung, dass allein bis nach Mannheim gigantisch viel Diesel verbraucht würde und dies in der Bergfahrt bis zu 5000 Euro kosten würde, ist Unsinn. Ich habe einige Motorjachten bis nach Basel überführt, habe viele Stunden auf dem Rhein zugebracht. In meiner über 50-jährigen Tätigkeit als Fachjournalist in den Bereichen Transport und Verkehr und 20 Jahre als Chefredakteur einer bekannten LKW-Fachzeitschrift, habe ich auch ein bisschen Ahnung über das Wirkungsgradkennfeld (Muscheldiagramm) eines Verbrennungsmotors. Mit einfachen Worten: Bei der Interpretation eines Muscheldiagramms wird deutlich, dass auf der Straße und im Wasser Volllast zu Lasten des Geldbeutels gehen, der Mehrverbrauch eines Dieselmotors in Bergfahrt auf dem Rhein mit einem Verdränger bis zu 300 Prozent betragen kann, jedoch kaum zur Geschwindigkeitsoptimierung beiträgt. Mit einem zwölf Meter langen Stahlverdränger mit einem 120 kW Dieselmotor benötigt man für die 450 Kilometer lange Strecke von Lobith nach Mannheim - je nach Wasserstand und Fließgeschwindigkeit - etwa 50 bis 55 Stunden. Bei 80 Prozent Last dürfte der Kraftstoffverbrauch pro Stunde zwischen 8 und 10 Liter Diesel liegen. Derzeit kostet ein Liter Diesel in den Niederlanden € 1,30, an einer Wassertankstelle vielleicht € 1,40. Die Brennstoffkosten betragen somit etwa € 770,00. Eine Verladung eines Freizeitschiffs auf ein Binnenschiff macht aus finanzieller Sicht ebenfalls keinen Sinn, denn nebst den Transportkosten fallen auch noch Krankosten an. Zeitersparnis zählt auch nicht, denn für Freizeitkapitäne ist der Weg das Ziel.