Hans J. Betz
Es muss nicht immer Malle sein
Texel: An der Abfahrt zum Airport ist der Urlaub bereits vorbei, da sich Hüpfkinder mit Sekundenkleber auf der Fahrbahn fest geklebt haben. Dann kommt auch noch die app, dass Leasi Jet und Heini Air die Flüge nach Mallorca und anderswo annulliert haben, da das Gepäck, aus welchen Gründen auch immer, nicht abgefertigt werden kann. Da geht es auf dem Texel International Airport (heißt tatsächlich so) wesentlich gemütlicher zu. Ja, auch hier gibt es Hüpfkinder, jedoch ohne Sekundenkleber. Die lieben Kleinen hüpfen auf einem Hüpfhügel der sich zwischen Vorfeld und Restaurant befindet, beobachtet von den Eltern die bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse verweilen. Ab und an startet oder landet ein Kleinflugzeug, ein Flugzeug wird betankt, Fallschirmspringer – Neudeutsch auch Skydiver genannt – werden von bis zu 18 Personen fassenden Maschinen in nur 8 Minuten auf Sprunghöhe gebracht. Wer nun mehr über die Geschichte des Flughafens und den Aufstand der Georgier 1945 erfahren möchte, begibt sich in das „Luchtvaart- en oorlogsmuseum“ (Luftfahrt- und Kriegsmuseum), das sich neben dem Restaurant befindet. Eindrücklich wird hier der Werdegang des Flughafens dokumentiert, der im Rahmen eines Arbeitslosenprojekts von armen Inselbewohnern angelegt wurde. In der Ausstellung findet man zahlreiche Attribute aus der Flugwelt und liebevoll gestaltete Modelle aus verschiedenen Epochen. In einem weiteren Ausstellungsteil erfährt man auch, dass Texel vor dem 2. Weltkrieg ein Wasserflugzeug-Stützpunkt der niederländischen Marine war. Die Besatzung im 2. Weltkrieg und der Georgieraufstand werden im Kriegsmuseum dokumentiert. Auf Texel kann man alljährlich über 25.000 Flugbewegungen verzeichnen.
Doch es gibt noch weitere Gründe, um Texel einen Besuch abzustatten. Beispielsweise 30 Kilometer Strand, die meisten Sonnenstunden im Land und die geselligen Strandpavillons. Auch die Natur ist spektakulär. Texel hat den größten Vogelboulevard von Europa, die größte Löfflerkolonie des Landes und Millionen Wilde Orchideen, darunter sehr seltene Arten. Ab Sommerbeginn kann man im Ecomare auch Baby Seehunde (Heuler) beobachten. Die Institution päppelt kleine Seehunde auf die ihre Mütter verloren haben, um diese später wieder in die Freiheit zu entlassen. Bei Ecomare können auch Wattwanderungen gebucht werden. Ab Texel werden auch verschiedene Bootsausflüge angeboten. Seehunde schauen, Fischtouren, Fahrten mit Speedbooten, oder mit dem Boot nach Vlieland gehören zu den Möglichkeiten. Es gibt auch ein „Maritiem- en Juttersmuseum“ mit Strandfunden wie etwa einzelne Schuhe, Flaschenpost und anderen angeschwemmten Gegenständen. Ebenfalls sehenswert ist der Leuchtturm von Texel. Er ist 47 Meter hoch und eine Wendeltreppe mit 118 Stufen führen hinauf. Das kostet die Besucher auch noch Geld, das jedoch dem Unterhalt des Turms zugute kommt.
Texel ist die größte niederländische Watteninsel und zählt über 13.600 Einwohner. Etwa 7000 Menschen leben in Den Burg, dem einzigen Ort mit Kleinstadtcharakter. Bei Oudeschild befindet sich der Waddenhaven Texel mit 220 Liegeplätzen und guten Sanitäranlagen. Im Sommer kann es jedoch auch mal eng werden, denn Den Helder und Oudeschild trennt nur 9 Kilometer. Bei Eignern von Motorbooten und Segeljachten steht die Insel längst ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Für Mieter von Motorjachten ist jedoch in Den Helder Endstation, da das Watt nicht befahren werden darf. Wer trotzdem nach Texel möchte, auch mit dem Auto, nutzt die Fähren der TESO Texel Eigen Stoomboot Onderneming. Die Reederei wurde bereits 1907 gegründet und verbindet heute mit modernen Fährschiffen das Festland mit der Insel. Die Fahrzeit beträgt nur 20 Minuten und die Abfahrten ab Den Helder sind jeweils zur halben Stunde und ab Texel zur vollen Stunde.