Zaandam: Zwei riesige Pontons legen demnächst in einem Industriehafen in Zaandam an, um 1000 Asylanden aufzunehmen. Damit möchte man das Empfangszentrum in Ter Apel entlasten. Diese Lösung ist sehr umstritten, weil sich die Bewohner dieser Wohnpontons wie Gefangene fühlen würden. Die „Bibby Stockholm“, eines dieser schwimmenden Auffangzentren, wird bisher im britischen Portland eingesetzt und beherbergt 400 Asylsuchende. Die neue Labour Regierung wird diese Lokalität auf Jahresende schließen. In den Niederlanden werden zwei Schwesterschiffe, die „Bibby Progress“ und die „Bibby Renaissance“ derzeit in Amsterdam klar gemacht, um nach Zaandam geschleppt zu werden, wo sie maximal 7 Jahre bleiben sollen. Die Pontons sind Eigentum von Bibby Marine und dienen auch als Unterkunft für Unterhaltspersonal von Bohrinseln. Sie sollen über komfortable, wenn auch relative kleine Kabinen verfügen. Außerdem soll es Räume für die Freizeitgestaltung geben. Beide Pontons waren bereits einmal in den Niederlanden. Die „Stockholm“ 2006 in Rotterdam als „Gefängnisboot“ für 400 illegal eingereiste Personen, während die „Progress“ zwischen 1994 und 1996 in Dordrecht lag und als Asylantenheim diente. In Zaandam hat man nicht unbedingt auf diese Boote gewartet. Der Unmut der Bevölkerung macht sich bereits durch Sprayereien mit den Texten „AZC weg ermee“ oder „geen AZC“ bemerkbar. AZC steht für Azielzoekers Centrum. Die Stimmung im Land ist allgemein nicht gut, denn beinahe täglich wird in den Medien darüber geklagt, dass junge Menschen keine Wohnungen finden, keine Familien gründen können und deshalb lange bei den Eltern wohnen müssen. Die Forderungen einer Minderheit der Asylanten tragen ebenfalls nicht zu einer Willkommenskultur bei. So wandte sich kürzlich ein 24-jähriger Ukrainer an die Presse, dass die seit zwei Jahre dauernde Unterbringung im 4 Sterne Best Western Plus Grand Winston Hotel unmenschlich und das Essen schlecht sei. Er forderte von der Gemeinde Rijswijk eine eigene Wohnung, weil er eine Familie gründen möchte. Er fühlt sich auch diskriminiert, weil arabischstämmige Flüchtlinge bevorzugt würden. „Ein Dankeschön sieht anders aus“, ist auch das Echo von vielen Lesern in den großen Zeitungen des Landes. Die Lösung mit den Wohnpontons ist sicher nicht optimal. Mittlerweile sind die Probleme jedoch so groß, dass die neue niederländische Regierung härtere Maßnahmen gegen illegalen Zustrom von nicht asylberechtigten Menschen ergreifen möchte. Der Artikel hat nur wenig mit Wassersport, jedoch viel mit Wasser und dem Land und den Leuten zu tun. Auch dies möchten wir unseren Lesern vermitteln, denn Wassersport ist mehr.
Hans J. Betz
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