Rotterdam: „Bruin Café“, den Namen haben Niederlande Fahrer bestimmt schon einmal gehört, haben ein solches Etablissement wahrscheinlich auch schon besucht. Doch was ist ein „Bruin Café?“ Nun, es handelt sich dabei um einen authentisch eingerichteten Krug, mit einer etwas in die Tage gekommener Einrichtung, dunklen von Rauch gezeichneten Wänden und schummriger Beleuchtung. Meist wird die Einrichtung mit viel Krempel ergänzt, beispielsweise mit alten Musikinstrumenten oder Schiffslaternen, angereichert mit Banknoten aus aller Welt oder abgeschnittenen Krawatten die hinter der Theke an die Wand genagelt wurden. Manchmal findet man auch noch Teppiche auf den Tischen, die nach Bier und Jenever riechen. Kulinarische Höhepunkte muss man nicht erwarten, denn geboten werden allenfalls Tostis, Bitterballen oder Kroketten. Ein „Bruin Café“ ist aber auch eine Wohnstube im Kiez oder im Dorf. Im Winter wird die Einrichtung meist mit einem Billardtisch ergänzt und in früheren Tagen war eine Musikbox obligatorisch. Und noch etwas: Wenn Fremde ein „Bruin Café“ betreten, drehen sich die an der Bar sitzenden Stammgäste um, mustern die Eintretenden. Das ist kein Problem, man setzt sich einfach hinzu und man ist mit den Anwesenden schnell einmal im Gespräch. Leider hat die Zahl der „Bruin Cafés“ in den vergangenen 10 Jahren stark abgenommen, denn von einst 10.000 Lokalen sind kaum mehr die Hälfte übrig geblieben, wurden durch Schicki Micki Läden ersetzt. Vor allem jüngere Gäste zieht es weniger in die urigen Kneipen, bevorzugen Lokale die die heutige Zeit verkörpern sollen.
Hans J. Betz
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