IJsselsee? Nie gehört! Doch, denn wer auf dem IJsselmeer fährt, fährt auf einem Binnengewässer, also auf einem See, denn die korrekten Übersetzungen für die niederländischen Worte „meer oder meren“ sind der See oder die Seen. Auch wer auf den „randmeren“ unterwegs ist, fährt auf miteinander verbundenen Seen, also auf den Randseen. Die „Noordzee“ wiederum ist kein See, sondern ein Gezeitengewässer und somit eine See oder ein Meer. Allerdings nutzt kaum jemand das Wort Randseen oder gar IJsselsee. Um es noch komplizierter zu machen ist man vor etwa zwei Jahrzehnten auf die Idee gekommen den friesischen Gewässern friesische Bezeichnungen zu geben, was jedoch zu keiner Zeit kartographisch dokumentiert worden ist, da in der Vergangenheit nur niederländische Namen verwendet wurden. So wurde aus dem Sneeker Meer sogar auf Wasserkarten das Snitser Mâr und aus der Gemeinde Friese Meren die Gemeinde De Fryske Marren. Und auch Pressemitteilungen der Provinz Friesland, sorry Fryslân, erscheinen in niederländischer und in friesischer Sprache. Es kann sogar vorkommen, dass bei einer Gerichtsverhandlung ein Dolmetscher beigezogen werden muss, weil ein in einer engen Dorfgemeinschaft lebender Prozessbeteiligter gewisse niederländische Ausdrücke nicht verstehen kann. Doch kommen wir zum Ursprung dieser Geschichte, also zum IJsselsee, pardon natürlich IJsselmeer zurück, ein Gewässer das vor der Fertigstellung des Abschlussdeichs die „Zuiderzee“, also ein Meeresarm der Nordsee war. Während Mieter von Segeljachten das IJsselmeer, das Watt und gar die Nordsee durchaus befahren dürfen, ergibt sich bei Chartergästen auf Motorjachten eine völlig andere Situation. Das IJsselmeer (siehe Mietvertrag) kann als Fahrgebiet durchaus ausgeschlossen sein, Wattenmeer, Nordsee oder gar Dollart sind sowieso tabu. Zahlreiche Motorjachten sind mittlerweile auch mit einem Tracker versehen der beim Vermieter Alarm schlägt, wenn versucht wird die erlaubten Fahrgebiete zu verlassen. Außerdem haben auch Schleusenmeister ein wachsames Auge, kennen die entsprechenden Charterjachten. Trotzdem können auch Chartergäste auf Motorjachten das IJsselmeer befahren. Allerdings nicht selbst hinter dem Ruder, sondern an Bord des Salonschiffs Bep Glasius. Dieses 1966 gebaute ehemalige Linienschiff verkehrt von Frühjahr bis Herbst regelmäßig zwischen Stavoren und Enkhuizen. In Enkhuizen (Zuiderzee Museum) besteht Anschluss auf die MS Friesland, die nach Medemblik fährt. Dabei handelt es sich um ein 1956 in Dienst gestelltes Schiff das zwischen Harlingen und den Inseln Terschelling und Vlieland im Einsatz war. Es gibt auch interessante Kombinationen Schiff und Bahn. Zwischen Medemblik und Hoorn verkehrt überdies eine historische Dampftram. Je nach Saison kann man die verschiedenen Angebote miteinander kombinieren. Doch allein schon eine Retourfahrt zwischen Stavoren und Enkhuizen ist ein Erlebnis. An Bord kann man sich den Wind um die Nase wehen lassen, oder im Restaurant des Schiffes verweilen. In Stavoren findet man für die Mietjacht immer einen sicheren Liegeplatz und auch Parkplätze gibt es im Laufabstand der Abfahrtsstelle der Bep Glasius, die sich beim örtlichen VVV befindet.
Hans J. Betz
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