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  • AutorenbildHans J. Betz

Gedanken zum Jahreswechsel


In der Haupsaison 2020 war auf dem Wasser so viel los wie noch nie.
In der Haupsaison 2020 war auf dem Wasser so viel los wie noch nie.

Januar: Unser Messestand auf der Urlaubsmesse in Oldenburg wurde rege besucht. Bekannte schauten vorbei, Familien interessierten sich für Bootsferien und erfahrene Charterkapitäne nahmen sich die neuen Prospekte von unseren Anbietern mit. Kurz vor Messeschluss war da noch eine Asiatin, vielleicht eine Chinesin, die auf das Titelbild von unserem Katalog zeigte und immer wieder „Stavoren’ murmelte. Ja, der Cover zeigte die Fontäne von Stavoren, was die junge Dame damit jedoch ausdrücken wollte, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Nahrung für Verschwörungstheoretiker! Auch die Tatsache, dass dies für uns die letzte Messeteilnahme in 2020 war, war im Januar noch nicht abzusehen.


Februar: Wir absolvierten unseren traditionellen Messerundgang auf der Boot Holland. Interessante Gespräche, Freunde, Bekannte, es war wie immer. Oder etwa doch nicht? Erste Anzeichen deuteten bereits auf Corona hin, eine schlimme Krankheit die aus China kommen soll. Wird die Boot Holland 2021 noch stattfinden? Heute wissen wir es, sie findet nicht statt.


März: Die HISWA Amsterdam musste am zweiten Messetag schließen. Wenig später wurde bekannt, dass die altehrwürdige Messe in den RAI Hallen von Amsterdam die Segel für immer streichen wird. Am 15. März mussten die Gastronomiebetriebe schließen und auch die Sanitäranlagen in den Häfen und auf den Campingplätzen blieben dicht. „Lockdown“ nennt man das auf Neudeutsch.


April: Die Wassersportsaison 2020 ist zu Ende ehe sie begonnen hat. Bei den Charterbetrieben trafen die ersten Stornierungen aus Deutschland ein. Die Branche zeigte sich großzügig, ermöglichte Umbuchungen und stellte bis 2021 gültige Gutscheine aus. Die meisten Mietschiffe blieben in den Häfen liegen. Ist die Branche am Ende? Ist sie nicht, denn nun ist Urlaub im eigenen Land angesagt.


Mai: Ein Pilsje an der Theke ist wieder möglich. Wir trafen Freund Nick im Garten des Kirchenrestaurants Ponkje. Essen am runden Tisch bei schönstem Wetter und mit 1 ½ Meter Abstand. Was wir damals noch nicht wussten, es war unser letzter Restaurantbesuch in diesem Jahr sein. Unverständlich, die Sanitäranlagen in den Häfen mussten bis zum 1. Juli geschlossen bleiben, obwohl die Betreiber entsprechende Maßnahmen getroffen hatten.


Juni: Viele Niederländer/innen investierten in Boote, denn Flugreisen und Kreuzfahrten waren tabu. Makler und Bootsverkäufer hatten teilweise Engpässe, denn Jan und Jannie wollten aufs Wasser. Und noch etwas: Die Deutschen kamen zurück, die Branche schöpfte Hoffnung, atmete auf.


Juli: Die Jachthäfen waren voll wie noch nie. Schaluppen, Speedboote, Motor- und Segeljachten, manchmal ging kein Fender, ja keine Hand mehr dazwischen. Auch die Fahrgastschifffahrt nahm wieder Fahrt auf und an den Stränden an der Nordsee war kein Badetuch mehr frei. Es kam teilweise zu unschönen Szenen und Polizeieinsätzen.


August: In den Provinzen Drenthe und Friesland gab es bisher nur wenige Corona Infektionen, während im Süden des Landes und in den so genannten Randstädten eine steigende Tendenz zu verzeichnen war. An den Stränden von Blankenberge (Belgien) und Scheveningen kam es zu ernsthaften Auseinandersetzungen. Personen mit Migrationshintergrund prügelten mit Sonnenschirmen und Eisenstangen auf Strandbarbetreiber, Personal, Einheimische und Gäste ein. Sondereinheiten mussten die Ruhe wieder herstellen. Man möchte so etwas bei wassersport.nl nicht mehr lesen, teilte mir eine Dame via Facebook mit. Nun, ich bin 50 Jahre im Geschäft, meine Themen lasse ich mir aus keinem Lager diktieren.


September: Die METSTRADE, eine seit 32 Jahren in Amsterdam stattfindende Messe für maritimes Zubehör wurde auf 2021 verschoben. Auch die Boot Sneek im November wurde gestrichen und die Boot & Fun Berlin steht erst wieder in 2021 auf dem Messekalender. Hausboote sind populär wie nie und das Dampfpumpwerk in Lemmer wurde 100 Jahre alt.


Oktober: Die Corona Zahlen sind beängstigend. Vor allem in den Randstädten Rotterdam, Amsterdam, Den Haag und Amsterdam stand das Krankenhauspersonal vor schier unlösbaren Problemen. Intensive Care Abteilungen wurden mehrheitlich von Personen mit nicht westlichem Hintergrund belegt, Personen die der niederländischen Sprache nicht mächtig waren und noch immer nicht sind. Die Kommunikationsprobleme waren beinahe unlösbar. IC Chefarzt Armand Girbes hatte diese Tatsache lange verschwiegen, da die Wahrheit vielerorts noch immer nicht gerne gehört wird. Seit dem 14. Oktober 22 Uhr mussten alle Gastronomiebetrieb wieder schließen. Ein Drama, denn viele Betreiber wissen nicht wie es weiter gehen soll, zumal eine definitive Wiedereröffnung in den Sternen steht.


November: Die Restaurierung des Abschlussdeichs wird drei Jahre länger dauern wie geplant. Durch den Brexit wird in den niederländischen Häfen mehr Personal erforderlich. Der Beruf des Zolldeklaranten erlebt eine Renaissance. In Giethoorn wird eine Grachtensteuer eingeführt


Dezember: Die Boot Holland 2021 findet definitiv nicht statt. Die Boot Düsseldorf wird in den April 2021 verschoben. Die niederländische Regierung will ihre Arbeit erst wieder in der 2. Januarwoche aufnehmen. Oppositionspolitiker Wilders fordert den Rücktritt von Premier Rutte. Rutte würde seine politischen Freunde schützen, nicht aber das niederländische Volk. Es könne auch nicht angehen, dass in dieser schweren Zeit die Regierung Urlaub mache und die Bevölkerung im Stich lasse. Seine Aussagen, das gab es noch nie, fanden auch im linken Lager Anerkennung. Ach ja, da stimmt wohl wirklich etwas nicht, denn in den Niederlanden wird erst ab dem 6. Januar geimpft. Wir sind damit das Schlusslicht in der EU.


Auch im kommenden Jahr sind wir für Informationen aus den Niederlanden gerne wieder Ihr Toplicht. Wir wünschen Ihnen alles Gute und Gesundheit für das neue Jahr. Bleiben Sie uns gewogen, halten Sie uns in Fahrt. Ihr WasserSport online Team

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